AYCR 2019

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Neues Jahr – Neues Glück und damit ein erneuter Versuch die magischen 200 km zu rudern. 200 km an einem Tag zu rudern bedeutet die Strecke von Karlsruhe bis Sankt Goar zurückzulegen. Dabei fährt man/frau durch das Bingener Loch und kommt an der Burg Kaub und der Loreley vorbei.

Das Prozedere der Anmeldung ging im Mai los und in regelmäßigen Abständen wurden alle Teilnehmer mit Informationen von „wd“ versorgt. Für uns zum Vorteil wurde dieses Jahr zum ersten Mal ein „Mainz-Shuttle“ angeboten. So fuhren wir, Elke, Bodo und ich am Freitag 21.06.2019 ganz gemütlich nach Mainz um im Anschluss mit dem Shuttle nach Karlsruhe zu kommen. Eine angemeldete Ruderin erschien trotz mehrmaliger Telefonate dann doch nicht in Mainz und saß während wir noch warteten schon beim ersten Bier bei der Alemannia. Es gab wohl mehrere Mitstreiter, die einfach alle Optionen angekreuzt hatten –frei nach dem Motto „Sicher ist sicher“.
In Karlsruhe angekommen gab es erst einmal etwas zu essen und zu trinken. Die letzte Stärkung für den nächsten Tag. Nach dem Essen ging es wieder ans vorbereiten des Bootes. Wir hatten Glück und die „Marianne“ sollte uns erneut so weit wie möglich den Rhein hinuntertragen. Schnell waren die Ausleger zum Schutz gegen die Wellen mit Klebeband präpariert. Nach kurzer Diskussion war für 03:45 Uhr die Weckzeit festgelegt und im Smartphone eingestellt. Apropos Smartphone – interessant war, dass die Frage „schaffe ich das?“ nicht heiß diskutiert wurde. Mehr diskutiert wurde über „hält der Akku meines „Smartphones oder GPS-Uhr“ durch! So ändern sich die Zeiten. Prognose 2018 war: Minimalziel Mainz (146 km) schöne wäre Bingen (172 km) und klasse St. Goar mit 200 km. Im Gegensatz zu 2018 hatte der Rhein rund 2m mehr Wasser an den Pegeln und damit sehr gute Voraussetzungen für ein zügiges Vorwärtskommen. Die Prognose 2019 – Minimalziel Bingen, schön wäre Bacharach (186) und immer noch klasse St. Goar (200).

Nach 5 Stunden mehr oder weniger erholsamen Schlaf, war es soweit. Das störende Geräusch kam vom Wecker und bedeutet – los geht es! Der Start für die 11 Boote ab dem Steg von der Alemannia war für 05:20 Uhr vorgesehen . Weitere Boote starteten um 05:22 Uhr von den Wikingern. Trotz der vielen Boote waren alle rechtzeitig auf dem Wasser.Das Boot neben uns zählte sogar die letzten 10 Sekunden bis zum Start runter. Wie schon im letzten Jahr gab es die Möglichkeit alle Boote über „Racemap“ zu verfolgen. Schon einmal Danke an alle die uns zugeschaut und die Daumen gedrückt haben.
Bei den Wettervorhersagen gibt es die unterschiedlichsten Meinungen. Je nach bevorzugter APP von gut, bis geht so oder ganz schlecht. Ganz störend ist jedenfalls nur Wind aus der falschen Richtung, Regen und Gewitter oder Hitze.Wir werden sehen.

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Los geht es, Frank auf dem Steuerplatz, Elke auf Schlag und Bodo im Bug. Bis zum Rhein sind 3 km im Hafen zu rudern, ideal um sich an das Boot zu gewöhnen. Dann ist es soweit, der Rhein liegt vor uns – Km 359,9. Man sieht wie die Strömung die Boote vor uns beschleunigt und ohne Mühe auf 20 km/h bringt. Aus Richtung der Wikinger taucht plötzlich ein Einer, ein Holzboot der Marke „Fratz“, mit einer Frau an den Skulls auf. Die ersten 20 km sind wir immer in Sichtweise und es gibt nur eins zu sagen „Hut ab“.
Wir haben noch ideale Temperaturen von um die 20°C. Vor uns blauer Himmel und im Schwarzwald noch dunkle Wolken. Nur der Wind, der uns entgegen bläst, passt nicht ganz ins Bild. Der Wechsel ist nach jeweils 30 min. rudern vorgesehen. Kurz nach 06:00 Uhr ist es soweit. Elke geht ans Steuer. Die Wechseltaktik sieht vor, dass der „alte“ Steuermann den Platz verlässt und hinter den „neuen“ Steuermann klettert. So ist sichergestellt, dass beide Ruderer die Skulls zum Stabilisieren halten und der Wechsel funktioniert. Kaum gewechselt tauchen schon die ersten Frachter aus allen Richtungen auf. Innerhalb der nächsten 20 Minuten passieren wir 10 Frachter. Zum Glück sind bei diesem Wasserstand die Buhnen kein Hindernis und können problemlos überfahren werden. Dennoch heißt es aufpassen – die Wellen der Frachter sind tückisch und die Fahrrinne wechselt immer wieder die Seiten. In dem Dreier haben wir bei diesen Verhältnissen einen Vorteil gegenüber den Vierern und kommen gut voran. Nach dem nächsten Wechsel wirkt der Fluss dagegen wie ausgestorben - ein Zeichen?

Es sind noch 13 km bis Mannheim und zum ersten geplanten Landgang nach 67 km. Ein dringendes Bedürfnis zwingt uns jedoch schon jetzt anzulanden. Der passende Sandstrand ist bei der Fähre Altrip-Neckarau schnell gefunden. Erleichtert rudern wir weiter der „Schachtel“ entgegen. Ein 3 km langes Stück mit Kaimauern und viel Verkehr. Dieses Jahr haben wir Glück und passieren das Stück ohne Probleme. Kurz danach geht es an der Regattastrecke im Mühlauhafen und der Neckarmündung vorbei. Der Wind hat nachgelassen und die Sonne dafür an Kraft zugelegt. Es wird immer wärmer. Zwischenzeitlich meldet auch das Smartphone Überhitzung und verlangt nach Kühle. Die 100 km-Marke bei Rheinkilometer 457 erreichen wir nach 7 Stunden und 18 Minuten. Die Hälfte geschafft? Die nächsten Kilometer bis Rheinkilometer 480 werden zäh. So viele Gedanken gehen einem durch den Kopf. Zudem bietet die Landschaft nicht viel Abwechslung. So ist der nächste Nothalt bei Rheinkilometer 474 eine willkommene Abwechslung.

Bei Rheinkilometer 481 ist es soweit. Elke hat ihren 1000sten Kilometer bei AYCR hinter sich gebracht. Zur Belohnung wird es noch ein Geschenk vom Ausrichter geben.

Mit Mainz (496 bis 500) liegt das nächste Nadelöhr vor uns. Diesmal sind es nicht die Frachter sondern die Motorboote die für reichlich Wellen und Kappel Wasser sorgen. Vom Schnellboot bis zur kleinen Nussschale ist alles dabei. Nach der Eisenbahnbrücke, Bodo hat auf dem Steuer den Zug um 100 m verpasst (für Insider) geht es im Mombacher Fahrwasser in Richtung Mainzer Rudergesellschaft. Nach dem Ende der Strapazen das Ziel für alle Teilnehmer. Die Schlange der Boote am Steg erleichtert uns die Entscheidung. Wir rudern weiter und nehmen uns vor bei Rheinkilometer 511 beim Ruderverein Eltville anzulegen. Der Rhein wird nun breiter und die Landschaft wieder interessanter. Dennoch hat es noch eine gute Strömung und unsere Geschwindigkeit beträgt weiterhin 13km/h. Kurz zuvor erreichten wir die 150km Marke und Elke muntert uns auf in dem Sie regelmäßig die noch zu rudernden Kilometer ansagt. Über die Hilfe, ob es aufmuntert, wenn du nach 150 km gesagt bekommst es sind nur noch 50, kann man geteilter Meinung sein.
In der Zwischenzeit ziehen dunkle Wolken aus Richtung Mainz auf und es hat angefangen zu tröpfeln. Bald wird daraus Regen und Wind lebt auf. Da sitzt Du nun 170 km im Boot und es heißt „Entscheide dich“. Weiter durch das Bingener Loch nach Bacharach oder St. Goar oder nach 172 km in Bingen anlegen. In diesem Fall hat der Respekt vor dem Fluss gesiegt und unsere Fahrt nach 172 km am Steg der Bingener Rudergesellschaft beendet. 26 km weiter als letztes Jahr und 28 km vor dem Wunschziel.

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Im Hintergrund der Mäuseturm bei Bingen und rechts die Burg Ehrenfels bei Rüdesheim

Wir waren 13 Stunden 43 Minuten und 26 Sekunden unterwegs. Haben 3 Mal das Boot für jeweils 10 Minuten verlassen und 20 Mal den Steuerplatz gewechselt. Schön war es trotzdem. Das Abenteuer geht weiter – auch im Jahr 2020 wird, aller Voraussicht nach, dieser Wettbewerb wieder stattfinden.

Bericht: Frank Maschkiwitz