Die Hasen auf dem Wasen

Unseren spontanen Vorschlag wieder einmal - wie vor Jahrzehnten - auf dem Neckar von Esslingen nach Cannstatt zu rudern und gemeinsam das Volksfest zu besuchen, nahm unser Wanderruderwart Bernhard umgehend auf.
Im Gegensatz zu früheren Zeiten hat sich allerdings Einiges geändert:
- Heute führt der Weg ins Volksfest über einige offizielle Eingänge – direkt vom Boot ins Fest zu spazieren geht also leider nicht mehr
- Während man früher die Boote einfach ans Ufer legen konnte, ist heute etwas mehr Umsicht gefragt – die Boote werden nun sorgfältig gesichert.
- Wir sind Rentner geworden und sind nicht mehr auf einen Sonntag angewiesen, sondern können einfach an unserem HaSen-Rudertag (Dienstag) fahren
- Die Maß kostet nicht mehr 5 DM, sondern über 15 €. Aber dafür sind wir auch nicht mehr auf Bafög angewiesen
Bernhard fährt also extra nach Feuerbach, um den Schlüssel für den Kanuclub Stuttgart von dem sehr kooperativen Vorstand abzuholen. Der Kanuclub befindet sich ein paar Kilometer nach der Untertürkheimer Schleuse inmitten der alten Daimler-Rennstrecke, in unmittelbarer Nachbarschaft des Wasens – also eine ideale Stelle, um die Boote zu deponieren – denken wir. Währenddessen organisieren wir über WhatsApp die Teilnehmer. Nicht alle haben Zeit, aber schließlich sind wir sieben Teilnehmer und zwei Mann kommen, ohne zu rudern direkt zum Wasen.
Am Dienstag, 7. Oktober treffen wir uns wie immer um 9:30 Uhr im RVE. Am Vortag hat es noch stark geregnet, aber jetzt sieht es relativ gut aus (und wird noch besser). Es sind zwar nur 12 km bis zum Kanuclub in Cannstatt, aber dazwischen liegen vier Schleusen, wie manche Teilnehmer überrascht feststellen. Mit unseren Bootskarren (ein Gottesgeschenk!) umfahren wir die Oberesslinger und Esslinger Schleusen und setzen dann im Unterwasser ein, was uns bereits rund 40 min kostet. Die ganzen Anlagen incl. Schienen sind zwar ziemlich ungepflegt und heruntergekommen, aber das ficht uns nicht an.

Bei zunehmend aufklarendem Wetter ist der Wanderteil damit zunächst abgeschlossen und wir rudern los; so mancher von uns sieht Esslingen erstmals von einer ganz anderen Perspektive, incl. Alicensteg, Pliensau-Brücke und -Turm sowie die regen Bautätigkeiten in der Weststadt zur Errichtung der neuen Fachhochschule sowie Terrassen zum zukünftigen Verweilen am Neckar. Nach der neuen Brücke von Weil erreichen wir bald die Schleuse Obertürkheim, wo uns eröffnet wird, dass wir nicht geschleust werden können, da aufgrund von Handwerker-Aktivitäten die erforderliche Kamera außer Betrieb sei! Und das gälte auch für die nachfolgende Schleuse in Untertürkheim. Also setzen wir unsere mitgeführten Karren wieder zusammen und überwinden auch diese Schleuse.

So schön die bisherige Strecke im Grünen verlief, so unansehnlich wird es jetzt beim Durchrudern des Stuttgarter Hafens. Und obwohl heute ein Werktag ist, nämlich Dienstag, ist es sehr ruhig und es sind kaum Aktivitäten an den Ufern zu erkennen, so dass man vermuten könnte, hier sei gar nichts mehr los. Was vermutlich an den Bauaktivitäten der Schleusen liegt. Wir wissen es nicht und rudern einfach weiter. An der Schleuse Untertürkheim tragen wir unsere beiden Boote wieder in bewährter Manier um und müssen dann nur noch zwei oder drei Kilometer an Mercedes (früher Daimler) vorbei bis zum Kanuclub rudern, der direkt gegenüber vom Gaskessel liegt.
Hier können wir dann recht gut anlegen und schleppen die Boote ein sehr steiles Stück herauf und dann auf der Karre über eine Art Bogenbrücke, die die 58 Jahre alte Daimler-Versuchsstrecke überbrückt. Auf dem Kanuclub-Gelände ist viel Platz und wir legen die Boote ab.

Dann haben wir einen ganzen Fußmarsch entlang des Festgeländes und am Neckarufer vor uns, denn der nächste Eingang befindet sich am anderen Ende bei der König-Karls-Brücke. Auf dem dienstäglich-ruhigen Festgelände laufen wir dann mehr oder weniger die gleiche Strecke wieder zurück und treffen an der Fruchtsäule unsere beiden bereits seit einer Stunde wartenden Manfred und Klaus. Bereits auf dem Weg dahin haben wir vor den Festzelten Aufsteller gesehen, die mittägliche Angebote offerieren, z.B. eine Halbe plus ein halbes Hähnchen für rund 15 € - das klingt besser als die abendlichen Preise! Wir gehen dann ins nahe Schwaben-Bräu-Zelt, das recht übersichtlich besetzt ist. Wir bekommen einen schönen Tisch in einer Lounge und genießen bald unser verdientes Bier mitsamt Hähnchen. Die Live-Kapelle spielt und bemüht sich redlich um gute Stimmung, was bei der geringen Auslastung eine große Herausforderung ist. Und wir genießen die gemäßigte Laustärke der Musik, die wider Erwarten sogar eine Unterhaltung ermöglicht. Nach zwei Halben (schmeckt doch viel besser als das abgestandene Bier im Maßkrug!) machen wir uns auf den Rückweg zum Kanuclub, der sich als noch umständlicher und weiter entpuppt als der Hinweg. Aber was soll’s? Wir kommen zurück, unsere Boote finden wie wir sie abgelegt haben vor und beginnen zurückzurudern. Unser Bernhard überzeugt telefonisch die Schleusenwärter, dass wir in den beiden mittleren Schleusen geschleust werden, was uns natürlich besonders freut.

Gegen 18 Uhr sind wir zurück an der Oberesslinger Schleuse, tragen via Kanu-Vermietung um und marschieren das ganze Stück entlang der Eisbahn und dem Schwimmverein mit den Booten auf der Karre zurück zum RVE, wo wir nach der Reinigung der Boote noch ein Abschlussbier im ARGO trinken.
Das war ein schöner Event und hätte es sicher verdient, im nächsten Jahr wiederholt zu werden.
Bericht: Olaf Remmers
Teilnehmer: Doris, Hans-Jürgen, Bernhard, Olaf Remmers, Hartmut, Ralf und Andreas
Zahlreiche weitere Fotos von einigen Teilnehmern findet man im RVE-Fotoalbum



































